Branko Weitzmann
Was passiert, wenn wir Tiere nicht mehr als eigenständige Wesen, sondern als gefühlsgetriebene „Mitmenschen' betrachten? Dieses Buch beleuchtet die ambivalente Praxis des Anthropomorphismus - das Zuschreiben menschlicher Eigenschaften an Tiere - und ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf die Tierhaltung. Ob als geliebtes Haustier, Nutztier oder Wildtier in menschlicher Obhut: Immer häufiger projizieren wir unsere Emotionen, Bedürfnisse und Moralvorstellungen auf Tiere, oft mit gravierenden Folgen. Der Autor untersucht, wie diese Vermenschlichung einerseits Empathie und Tierschutz fördert, andererseits aber auch zu Fehlinterpretationen artgerechter Bedürfnisse führt. Werden Hunde durch Kleidung und „Erziehungsmethoden' überfordert? Leiden Nutztiere unter unserem Wunsch nach „glücklicher' Massentierhaltung? Und wie prägt die Vermarktung vermenschlichter Tierfiguren unsere Wahrnehmung? Durch interdisziplinäre Ansätze - von Verhaltensbiologie über Psychologie bis hin zu Kulturgeschichte - deckt das Werk auf, wie Anthropomorphismus sowohl ein Spiegel menschlicher Sehnsüchte als auch ein Machtinstrument ist. Es hinterfragt kritisch, wo die Grenze zwischen Fürsorge und Selbsttäuschung verläuft, und zeigt auf, wie ein respektvolleres Miteinander zwischen Mensch und Tier gelingen kann. Ein provokatives, fundiertes Plädoyer für einen bewussteren Umgang mit Tieren, das Tierhalter:innen, Ethiker:innen und alle, die sich für das komplexe Mensch-Tier-Verhältnis interessieren, zum Nachdenken anregt. Denn nur wenn wir Tiere in ihrer Andersartigkeit akzeptieren, können wir ihnen wirklich gerecht werden.