Daniel Künstler
Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Chinesisch / China, Note: 1.0, Universität Trier (FB II Sinologie ), Veranstaltung: Die Schulen des chineschen Buddhismus, 27 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Untersuchung soll aufgezeigt werden, inwiefern die in der Tang-Zeit aufblühende Chan-Bewegung des chinesischen Buddhismus das metaphysische System der Huayan-Schule beeinflusste. Dabei steht der buddhistische Mönchsgelehrte Guifeng Zongmi (圭峰宗密, 780-841) im Fokus, welcher als Chan- und zugleich Huayan-Meister eine besondere Stellung in der Entwicklung des chinesischen Buddhismus einnimmt. Bei einer komparativen Untersuchung seines philosophisch-doktrinalen Klassifikationssystems (判教, panjiao) fallen tief greifende Neuerungen auf, die sich von der „orthodoxen' Huayan-Systematik des 3. Patriarchen Fazang (法藏, 643-712) deutlich abheben und vor allem auf dem Gebiet der Metaphysik/Ontologie erhebliche Veränderungen aufweisen. Wie im Folgenden versucht wird darzustellen, sind die Veränderung an Fazangs Systematik und die damit verbundene Neuformulierung der Huayan-Doktrin durch Zongmi vor dem Hintergrund zweier Konfliktsituationen innerhalb des Tang-Buddhismus zu verstehen: zum einen die Auseinandersetzungen mit zunehmend antinomistischen Tendenzen innerhalb der Chan-Bewegung; und zum anderen die doktrinalen Disparitäten zwischen scholastischen Schulen des chinesischen Buddhismus und Chan. Vor diesem Hintergrund sollen die Parallelen zwischen Zongmis Neuformulierung und der Lehre der Hongzhou-Chan-Schule, die von Zongmi wegen ihren antinomistischen Implikationen kritisiert wurde, erst dargestellt und dann erläutert werden. Die Gemeinsamkeiten könnten aufzeigen, dass Zongmi in der orthodoxen Huayan-Metaphysik des Fazang die gleiche ontologische Problematik erkennt, wie er sie bei der Hongzhou-Schule wahrnimmt. Wie im Hauptteil nachvollzogen werden soll, könnte diese Verbindung als Ursache für Zongmis Verän